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Osterlachen – Assoziationen:

Osterlachen – Ostern – Osterhase und dann noch Häschenwitze.

Häschenwitze sind wohl allen bekannt. Kennen Sie diese?

Häschen kommt mit seinem Fahrrad an die Tankstelle. 

Häschen: „Bitte voll tanken!“ 

Tankwart: „Du hascht wohl eine Schraube locker, was?“

Häschen: „Kannttu au gleich festmachen!“

Oder den:

Das Häschen und sein Hasenmädchen sind in eine Treibjagd geraten. 

Noch dazu ist ihnen ein Fuchs auf den Fersen. 

Geschwind verkriechen sie sich in ihren Bau und kuscheln sich in die hinterste Ecke. 

„Un nu?“ fragt das Hasenmädchen. 

„Nu bleiben wir solange hier, bis wir in der Überzahl sind.“

Bei den Häschenwitzen geht es meistens darum, dass eine Person vom Häschen überraschend mit einer Notlage konfrontiert wird oder in eine bedrohliche Lage gerät. Dann folgt ein Ratschlag oder eine Lösung zur Rettung aus Not und Bedrohung.
Eine neue Perspektive, ja neues Leben wird angesagt, manchmal sogar die Rettung vor dem Tod.

Genau das ist ja Thema an Ostern.

Man könnte nun zu der Auffassung gelangen: Die Häschenwitze wurden an Ostern erzählt. Sie ermuntern zum Lachen, eben zum Osterlachen.
Ja: inhaltlich könnte das – wie gesagt – passen. Aber es ist nicht so.

In der Bibel kommt der Hase und erst recht der Osterhase überhaupt nicht vor.[1]
In der Antike hingegen war der Hase ein Fruchtbarkeitssymbol. Er vermehrt sich bekanntermaßen sehr stark.
In der germanischen Religion erscheint der Hase als Begleiter der Frühlingsgöttin „Ostara“.

So war „der Hase“ schon im Voraus dafür geeignet, christliches Symbol für die Auferstehung und neues Leben zu werden.
In der christlichen Literatur dauerte es 300 Jahre, bis ein Hase im Zusammenhang mit Ostern erstmals erwähnt wurde. Der Heilige Ambrosius (339-397) deutete einen Schneehasen als Symbol für Verwandlung und damit auch für die Auferstehung. Denn der
Schneehase kann die Farbe seines Fells wechseln.[2]
„Im (mittelalterlichen) Byzanz galt der Hase auch als Symbol für Christus, den Auferstandenen, allerdings mit anderer Begründung: Der Hase hat anscheinend keine Augenlider[3], er „schläft“ also nie – wie Christus, der niemals entschläft“[4]  sondern nach seiner Auferweckung an Ostern ewig lebt.

Trotz dieser engen Verbindung des Hasen zum Osterfest findet sich nirgendwo ein Bezug zum Osterlachen.

Was steckt also hinter dem Osterlachen?

Im Kirchenjahr beginnt nach der fröhlichen Fastnachtszeit am Aschermittwoch die Passionszeit. Fröhlichkeit, Scherzen und Lachen ist in dieser Zeit tabu.
An Ostern endet diese triste Zeit. Hier hat das Osterlachen seinen Ursprung. „Im Mittelalter beendete man die Passionszeit mit einem schallenden Gelächter. … (Das)  sollte sagen: Das Leben hat gesiegt, der Tod ist überwunden. Dem Knochenmann wird die Nase gedreht, er wird verspottet. Ostern hat gesiegt, die Passion ist vorbei.“.[5]  Das Leben ist stärker als der Tod.

Aber Lachen in der Kirche, im Gottesdienst – echt? Da ist doch bestenfalls ein kleines kurzes verstecktes Schmunzeln angebracht. Alles andere stört die Andacht!
Und überhaupt: schallendes Gelächter, das als Osterlachen den Kirchenraum ausfüllt! Geht das?  Wie kann das sein? Was ist da los?

>> Einblenden Videoauszug[6] mit folgendem Text:
Stellen wir uns vor: Ostersonntag 1528 im Basler Münster. Die Gottesdienstbesucher durften sich kugeln vor Lachen. Der Kirchenraum war voll lachender Menschen. Und dabei ging es damals in Kirchen weitaus derber zu als heute. Die Leute liebten es nämlich, Tiere nachzumachen. Die Priester rannten schnatternd wie Gänse und grunzend wie Schweine durch den Kirchenraum. Sie zogen dabei Grimassen, streckten die Zunge raus und wedelten mit Händen und Füßen Die Gemeinde schmeißt sich weg vor Lachen.  Osterlachen auch „Ostergelächter“ genannt „risus pascalis“

Manchmal erzählten die Pfarrer damals in ihren Predigten auch obszöne Witze. Ob sie bei ihren Inszenierungen dann auch gelegentlich „Onanieren“ zur Schau stellten, wage ich allerdings zu bezweifeln. Solche Erzählungen dürfte eher späterer antikatholischer Polemik aus der reformatorischen Ecke entstammen.[7]
Häufig garnierten die Pfarrer die Gottesdienstliturgie und ihre Predigt mit sogenannten „Märlein“, also lustigen Erzählungen. Diese „Märlein“ luden zum Lachen ein. „Da gab es sogar ein Buch mit amtlicher Genehmigung mit Anweisungen für Pfarrer, denen nichts zu Ostern einfiel.“[8], sozusagen ein Buch mit „Osterlach-Hilfen“.
Das Osterlachen war also in gewisser Weise ritualisiert und gehörte an vielen Orten einfach zum Ostergottesdienst.
In offiziellen Dokumenten der katholischen Kirche ist das Osterlachen allerdings nirgends erwähnt.[9]

Bekannt ist allerdings eine Auseinandersetzung eben in Basel 1518. Dort war der in Weinsberg geborene Theologe Johannes Ökolampad Pfarrer. Ökolampad verweigerte den Brauch des Osterlachens: Es darf nicht jedes Mittel recht sein, um Menschen zu Ostern zum Lachen zu bringen.“[10] Die verwerflichen Handlungen der Pfarrer beim Brauch des Osterlachens sind unwürdig. Sie stellen die Botschaft von Ostern auf die Stufe einer Possenreißerei, die nur von „verrufenen Komödianten“ aufgeführt werden kann.[11]
Ökolampad wurde später ein entschiedener, eigenständiger Verfechter der reformatorischen Lehre.
Martin Luther teilte seine Meinung über das Osterlachen. Luther hält das Osterlachen für ein närrisches und lächerliches Geschwätz. Er lehnt das Osterlachen ab, obwohl er selbst ja alles andere als ein humorloser Mensch war. Wir kennen die Zitate: „Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz!“ [12]oder „Wo der Glaube ist, das ist auch Lachen“ [13]..

Der Einschätzung Ökolampads und Luthers folgten alle Reformatoren. Sie „kritisierten … das Osterlachen teilweise scharf und verbaten es sich für ihre Kirchen.
Später wurde auch den katholischen Seelenhirten das österliche Lachen zu subversiv, und sie schafften es nach und nach ab
.“[14] Offensichtlich hatte das Osterlachen das Potential, die uneingeschränkte Autorität der katholischen Kirche und seiner hohen Repräsentanten zu relativieren und zu untergraben. Ein Witz dazu.

Der Papst ist in Amerika und fährt mit seinem Chauffeur auf der Autobahn durch einsame Gegenden. „Mein Sohn“, sagt er zum Chauffeur, „ich bin der Papst und man lässt mich nichts mehr machen. Einmal in meinem Leben möchte ich noch selbst Auto fahren. Wechseln wir den Platz!“ Gesagt, getan, der Papst fährt – aber leider zu schnell.
Ein Polizeiauto fährt vor und stoppt ihn. Der Polizist sieht den ertappten Verkehrssünder, wird blass und ruft seinen Chef an: „Was soll ich tun?“ „Strafen natürlich“, lautet die barsche Antwort. „Aber nein, das geht nicht, da fährt eine hohe Persönlichkeit mit …!“ Der Chef stutzt: „Wer soll es denn sein? Strafen – es wird schon nicht der Gouverneur sein …“ Der Polizist: „Der Gouverneur? Viel höher!“ Darauf wieder der Chef: „Lächerlich, das wäre ja der Präsident der Vereinigten Staaten …“ „Nein“, unterbricht ihn der Beamte, „viel höher!“ „Machen Sie keine dummen Witze und sagen Sie mir endlich: Wer ist es?“ Darauf der Polizist: „Ich weiß es auch nicht, aber der Papst ist sein Chauffeur!“

 

Humor, Witze und Lachen können Herrschaftsverhältnisse und Autoritäten untergraben. Die Untergebenen oder gar Unterdrückten können so ihre Situation ertragen. Mit Humor oder Witz begehren sie auf, verspotten die Herrscher und die scheinbare Elite, lachen sie aus und weisen mit Witz auf deren begrenzte Macht hin.

 

Heute erleben wir wieder eine kleine Renaissance des Osterlachens. Manche evangelische wie katholische Gemeinden erinnern sich an den „guten“ alten Brauch „risus pascalis“.

Da gibt es eine ganz moderne Variante:  Im Internet oder auf Plakaten bieten Gemeinden zu Ostern an, sich über einen QR-Code Karikaturen oder Witze auf dem Smartphone anzeigen oder per Mail zuschicken zu lassen. [15]

In der ganz klassischen Variante erzählen die Pfarrer im Ostergottesdienst einen oder mehrere Witze. Wenn die Witze gut sind, sind sie selbstkritisch, ironisch, aber nicht zynisch oder diskriminierend. Nicht selten enthalten sie Kritik gegenüber Autoritäten jeglicher Art.
Die Pfarrer ermuntern zum Osterlachen nicht um der Show und der Unterhaltung willen. Ihr Anliegen: Sie wollen die Osterbotschaft nicht nur mit dem Verstand erfassbar, sondern auch emotional erfahrbar und spürbar werden lassen: „Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden! Der Tod hat nicht das letzte Wort. Das Leben, das Jesus in die Welt gebracht hat, ist stärker als der Tod.“   Ansatzweise vielleicht auch mit dieser Karikatur


An Ostern sollen eben nicht nur dogmatisch „richtige“ Formulierungen und fromme Floskeln verkündet werden. Vielmehr soll deren spiritueller Gehalt ins Herz, in die Seele, ja in den ganzen Körper vermittelt werden – eben mit Humor und Witz, die beim Gottesdienstbesucher ein herzhaftes Lachen hervorrufen sollen. Bedrängende und bedrückende Situationen werden in ein anderes Licht setzt und bestenfalls aufgelöst. Aufatmen, Befreiung, neues Leben können sich einstellen.
Geeignete liturgische Elemente und Lieder unterstützen und verstärken diese Wirkung.

Vor über 20 Jahren habe ich in einer Predigt einen Witz erzählt, der heute wahrscheinlich als „sexistisch“ gebrandmarkt würde, den ich aber unter „uns“ Männern jetzt vielleicht mit der Bemerkung „Bitte nicht sexistisch verstehen!“ vortrage.

„Wissen Sie, warum erzählt wird, dass am Ostermorgen Frauen die ersten waren, die das leere Grab fanden und dem Auferstandenen begegnet sind?“
„Damit sich die Nachricht ganz schnell verbreitet“[16]

Ein anderer Witz spielt hintergründig auf den Heiligen Geist an, den Geist Gottes, der Leben ohne menschliches Zutun und Wissen schaffen kann. Beim Osterlachen wird/wurde er gern erzählt:

Maria und Josef suchen in Bethlehem ein Quartier.
Gastwirt: „Ich habe kein Zimmer frei.“ Josef zeigt auf Marias Bauch: „Sehen Sie nicht, in welchem Zustand sie ist?“ Gastwirt unwirsch: „Dafür kann ich doch nichts.“ Josef entrüstet: „Ich vielleicht?“[17]

Lachen hat viele positive Effekte.
Die Psychologie hat Alltagserfahrungen analysiert und kommt zum – wenig überraschenden – Schluss: Gelacht wird meistens in der Gruppe. Deshalb ist es verständlich, dass an Ostern nicht ein einzelner heimlich in einer Kammer
oder gar im Keller lacht. Es ist gut und tut gut, in der Kirche, im Ostergottesdienst gemeinsam laut zu lachen.

Ein Witz oder eine Erzählung bringt die Zuhörer zum Lachen, indem er das scheinbar „Alltägliche und „Normale“ in Frage stellt und auf etwas „Neues“, „Unerwartetes“ anspielt und von ihm redet. Das Neue lässt das „Normale“ in einem anderen Licht erscheinen. Manchmal spricht es sogar von einer anderen nichtalltäglichen Wirklichkeit.
Am Beispiel von Josef und dem Wirt: Normal wird eine Frau nur nach Geschlechtsverkehr schwanger. Die über das Normale hinausgehende Wirklichkeit ist in diesem Fall die Empfängnis durch den Heiligen Geist und die Jungfrauengeburt.

Ein Witz kommt allerdings auch nur dann an, wenn derjenige, der zum Lachen gebracht werden soll, zumindest eine Ahnung von dieser anderen neuen Wirklichkeit hat. Wer nichts von der Empfängnis Marias durch den Heiligen Geist weiß, wird die Pointe des obigen Witzes nicht verstehen oder missverstehen und kann nicht darüber lachen.

Ist das Osterlachen nicht nur Show und Unterhaltung, dann blitzt in ihm eine göttliche Lebenswirklichkeit auf, in der die Gottesdienstbesucher das „Alltägliche“ und „Normale“ in einem anderen Licht erkennen, spüren und erfahren können.

Eine neue Perspektive erschließt sich. Da wird ein großer weiter Bogen geschlagen: von der Auferstehung Jesu vor 2000 Jahren über die Zeiten hinweg zu einem Geschehen, das noch vor uns und vor aller Welt liegt: die Auferstehung der Toten, ewiges Leben, Gottes Reich ohne Leid, Schmerz und Tod. [19]

Das irdische Leben mit all seinen lebensvernichtenden, tödlichen Aspekten wird nicht einfach überspielt oder übergangen. Zum auferstandenen Jesus gehört unauflöslich sein irdisches Leben und sein Sterben an Karfreitag. Die Auferstehung Jesu von den Toten vermittelt allerdings die begründete Hoffnung auf ein Ende aller lebensbedrohenden und tödlichen
Ereignisse im Reich Gottes. Diese Hoffnung geht über alles Irdische hinaus und relativiert es.  Diese Hoffnung zeigt eine andere Lebenswirklichkeit auf – ein Leben aus, in und mit Gott. Solches Leben ist nicht auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben, sondern wirkt schon in diesem irdischen Dasein. Im Reich Gottes findet es seine Vollendung. Dann wird der Tod von diesem Leben vollständig überwunden und überwältigt sein.

In dieser umfassenden Perspektive kann über den Tod gelacht, ja der Tod „verlacht“, verspottet werden.

Ich habe dazu eine Bibelstelle gefunden. Wenn man nicht genau hinsieht oder hinhört, nimmt man es nicht wahr.

Wir heutigen haben ja ein Problem. Wir leben in einer anderen Welt, Umgebung, Kultur und Weltanschauung als die Menschen, zu denen die Bibeltexte ursprünglich sprachen. Humor und Witze wirken nur in bestimmten Zusammenhängen und Kulturen. So ist es auch mit Humor und Witz in der Bibel. Deshalb will und muss ich diese Bibelstelle deshalb interpretieren und erklären, inwiefern sie „Osterlachen“ beinhaltet.

Die Bibelstelle findet sich am Ende des 15. Kapitels des 1. Korintherbriefs. Dieses Kapitel enthält die ‚Basics“ der Auferstehung. Hier legt der Apostel Paulus dar, was Christen von und über die Auferstehung wissen sollten. Den Leugnern der Auferstehung gibt er zunächst zu bedenken: Wenn Christus nicht auferstanden ist, ist der gesamte Glaube an Jesus Christus hinfällig. Jesus Christus ist als Erster der Verstorbenen auferstanden. Wenn er wiederkommt und Gottes Herrschaft in einer neuen Welt vollenden wird, dann werden alle anderen Gestorbenen wieder lebendig und auferweckt werden.
Paulus erwartet diese Wiederkunft Christi in naher Zeit.
In mehreren Bildern verdeutlicht er, wie das neue Leben nach der Auferstehung aussehen wird.
Am Ende des Kapitels fasst er dann zusammen, welche Gewissheit er und alle Christen über „Die Verwandlung der Glaubenden und der(n) Sieg über den Tod in der vollendeten
Gottesherrschaft[20]“ haben:

51Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden;
52und das plötzlich in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden….
54 …dann wird wird erfüllet werden das  Wort, das geschrieben steht (Jes25,8; Hos 13,14): Der Tod ist verschlungen in den Sieg.
55 >>Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?[21]<<
56 Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, ….
57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt, durch unseren Herrn Jesus Christus.

 

Sie haben hoffentlich gemerkt, an welcher Stelle der Tod ausgelacht, verhöhnt und verspottet wird. „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ –

Der Hintergrund dieser Fragen ist gewiss ernster als in dieser Karikatur. Diese Karikatur lebt eigentlich nur von der sexuellen Anspielung auf das Wort „Stachel“.

Paulus hat beim „Stachel des Todes“ etwas anderes im Sinn.

„Stachel kann allgemein der Stachel eines Tieres sein, der verwundet oder tötet, wie z.B. der Stachel eines Skorpions. Oder der Stachelstock bzw. die Stachelpeitsche, mit der man ein bockendes Tier beherrscht“[22].

Der Stachel ist also ein Instrument, mit dem Menschen beeindruckt werden, mit dem Macht ausgeübt wird und andere unterworfen werden.[23]

„Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? “ stellt also die rhetorische Frage nach den Machtinstrumenten von Tod und Hölle.
„Hallo Tod und Hölle, womit könnt ihr noch beeindrucken und welche Macht habt ihr?“ Die Angesprochenen können und müssen gar nicht antworten. Die Antwort ist klar. Sie haben keine Machtinstrumente und damit keine Gewalt mehr. Tod und Hölle sind durch Christi Auferstehung und das Aufrichten von Gottes Reich entmachtet. Die Angsteinflößende schreckliche Macht des Todes ist gebannt. Christen wissen sich durch Jesus Auferstehung in die große lebensfördernde Auferstehungsperspektive eingebunden. Deshalb können sie mit höhnischen Fragen den Tod verlachen. – Osterlachen

Wer es durch Sorgen, Nöte und Probleme im Leben gerade schwer hat, der erhält durch das Verlachen des Todes Trost und Lebensmut. Durch das Osterlachen werden in ihm werden neue Kräfte mobilisiert! Auch hier gilt: „Lachen ist gesund!“

Martin Luther hat mit anderen Formulierungen dieses Verlachen und die Verhöhnung des Todes „witzig“ zur Sprache gebracht. Er bezieht sich ausdrücklich auf 1. Kor.15

Luther dichtet im Osterlied „Christ lag in Todesbanden“ – im Evangelischen Gesangbuch unter der Nummer 101 – folgende 4. Strophe:

 „Es war ein wunderlich Krieg, da Tod und Leben rungen; das Leben behielt den Sieg, es hat den Tod bezwungen. Die Schrift hat verkündet das, wie ein Tod den andern fraß, ein Spott aus dem Tod ist worden“
Komisch und verrückt ist das, was hier ausgesagt wird. Ein Tod frisst den andern. Ein Toter kann sich doch nicht mehr bewegen, hat keine Vitalfunktionen mehr, kann also unmöglich noch fressen.
Doch genau das wird hier von Jesu Tod behauptet: Er hat – kraft seiner Auferstehung – die Fähigkeit, den Tod zu „fressen“. Durch dieses Sprachspiel – Tod frisst Tod – reißt Luther eine andere Dimension und Perspektive auf.
Der „Witz“ in Luthers Liedstrophe ist, dass der, der eigentlich alles frisst und vernichtet, der „Allvernichter“ Tod, selbst gefressen wurde – und zwar ausgerechnet von seiner eigenen „Art“, nämlich einem anderen Tod. Dieser Tod, der Tod Jesu, schafft, vermittelt und produziert allerdings Leben – im Gegensatz zum „Allvernichter-Tod“. Für den Allvernichter nur bleibt Hohn und Spott.

„Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“

 

Diese Verspottung von Tod und Hölle und dem Sich-Lächerlichmachen über die Macht des Todes hat m.E. Johannes Brahms in seinem Deutschen Requiem kongenial vertont. Er hat eine Art musikalisches „Osterlachen“ komponiert. Im 6. Teil „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“ vertont er ab Takt 28 die Verse des Paulus aus 1. Kor. 15. Interessant finde ich die musikalische Umsetzung der Spottpassagen „Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“. Mit voller Instrumentierung, Pauken, Trompeten, Streicher und vierstimmigem Chor steigert sich die Lautstärke bis ins fortissimo. Zunächst folgt häufig auf das gesungene Wort „Tod“ und einmal bei „Hölle“ im Chor eine kürzere Pause, während das Orchester noch weiterspielt. Tod und Hölle mischen noch hintergründig mit. [24]. Aber dann folgt nach der mehrfachen Frage „Wo?“ jeweils eine Generalpause, also fast einen ganzen Takt kein Ton – weder von Chor noch Orchester.[25] Tod und Hölle geben keine Antwort, sie schweigen. Selbst der musikalisch nicht hochgebildete Zuhörer merkt und spürt es an dieser Stelle. Er wird in das Geschehen regelrecht hineingezogen. Vielleicht geht ihm in der kurzen Generalpause durch den Kopf: „Kommt da noch was?“ Nein! Am Ende bleibt nur die lang ausgehaltene nicht beantwortete Frage nach dem Sieg von Tod und Hölle. Statt einer Antwort von Tod und Hölle folgt eine wohlklingende Fuge, die Gott preist und ehrt. „Herr, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Macht.
Musikalisches Osterlachen, das in schöner Musik endet.

Ich spiele es vor – wer Noten und Klavierauszug lesen kann, kann auch diese beim Hören mitlesen. Die entsprechenden Pausenstellen habe ich jeweils mit einem „roten Kringel“ gekennzeichnet.

 

Lachen beginnt oder endet ja häufig mit einem „Ha – ha – ha“ – kurz oder manchmal lang anhaltend hahahaha..

An Ostern wird im Gotteslob „Halleluja“  gesprochen oder gesungen. Häufig wird dann das Osterlachen mit Betonungen zu Beginn imitiert „Ha – Ha- Halleluja“. [26] Ich finde es allerdings schöner und besser, wenn es am Ende erklingt: „Halleluja- ha-ha“. Ich lache deshalb lieber mit einem Osterlied von Michael Weiße: Gelobt sei Gott im höchsten Thron. (EG 103). Alle 6 Strophen enden mit einem dreifachen Halleluja. Ich lese die Strophe 1 und 4 vor:

Gelobt sei Gott im höchsten Thron samt seinem eingebornen Sohn, der für uns hat genug getan. Halleluja- ha-ha, Halleluja- ha-ha, Halleluja

„Er ist erstanden von dem Tod, hat überwunden alle Not; kommt seht, wo er gelegen hat. Halleluja- ha-ha, Halleluja- ha-ha, Halleluja

Melchior Vulpius hat es sehr schön vertont. Im Halleluja ließ er die Endsilbe „ja“ mit drei Tönen singen – einer punktierten Viertel, einer Achtel und einer Viertel. So dass es gesprochen so klingt: Hallelu – ja ha -ha, Hallelu – ja ha -ha. Ich denke, dass auch hier mit der punktierten Viertel und der Achtel der Tod verspottet wird.

Bei den meisten Aufnahmen von Chören ist dies allerdings nicht zu hören. Diese setzen die punktierten Achtel nicht ab, sondern überbinden sie und erzeugen so statt einem spöttischen, einen andächtigen Klang. Ich habe nur eine gesungene Aufnahme gefunden und einen Bläsersatz, in denen bei genauem Zuhören den Spott erkennen kann.

 

Zum Abschluss noch ein Witz mit Halleluja

Nach den Osterferien fragt die Religionslehrerin: „Na, wer war denn Ostern in der Kirche  –  und wie hat es Euch gefallen?“  – 

Darauf sagt Fritz: „Oh, stinklangweilig, der Pfarrer hat so lange gepredigt.“  –  

Theo ergänzt: „Die eintönige, altmodische Musik ist echt nicht so mein Ding.“  –

Zum Schluss meldet sich Julia begeistert zu Wort: „Ich fand es ganz toll. Die Leute haben ständig gesungen: Hallo Julia, Hallo Julia, Hallo Julia.“

 


 

[1] Das ist festzuhalten, auch wenn in älteren Bibelübersetzungen immer wieder vom Hasen die Rede ist. In 3. Mose 11,5 und 5. Mose 14,7 wird er als „Wiederkäuer“ beschrieben. Das ist der Hase natürlich nicht. Luther und andere übersetzten das hebräische Wort „schafan“ mit „Hase“, weil der Hase ja nach dem Volksglauben „mit dem Maule die gleichen Bewegungen macht wie diese [ nämlich die Wiederkäuer ]“ (Bibellexikon hg. H. Haag). Eigentlich handelt es sich bei „schafan“ um den syrischen „(Klipp)Schliefer, einen wiederkäuenden Pflanzenfresser, ähnlich den Seekühen. Im neuen Testament kommt solch ein „Hase“ überhaupt nicht vor, auch nicht im Zusammenhang mit Ostern.

[2] Das Bild des Schneehasen wurde durch Tizians Gemälde „Madonna spielt mit einem weißen Hasen“ von 1530. Dort zeigt sich deutlich die Verbindung zwischen Jesus (=Jesuskind) und dem weißen Kaninchen. „Dieser scheint jedoch eifrig strampelnd nur eines im Kopf zu haben: das Kaninchen in der linken Hand seiner Mutter zu streicheln. Diese Tatsache führt uns zu den im Bild vorherrschenden Blickachsen. Die Verbindung zwischen Christus und dem Hasen verweist auf seine Wiederauferstehung.“(Zitat: Tizian – Madonna mit dem Kaninchen (the-artinspector.de).

[3] Stimmt so nicht ganz. Die Augenlider sind nur extrem klein, so dass sie kaum wahrgenommen werden. Hase | Sprachbar | DW | 13.04.2009

[6] Aus: Harald Alexander Korp, Was ist eigentlich Osterlachen? Was ist eigentlich das Osterlachen? – YouTube

[7] Ich denke allerdings nicht, dass dies im Umkehrschluss bedeutet, dass das Osterlachen im Mittelalter als „Brauch weniger vorherrschend und weniger weit verbreitet war, als es den Anschein haben mag“. (vgl. Clemens Leonhard in Ostern heißt Lachen. Über zwei gegensätzliche Kulturen (feinschwarz.net)

[8] Aus einem Interview mit der Theologin und Kirchenclownin Gisela Mattei https://www.dw.com/de/tradition-osterlachen-es-ging-auf-der-kanzel-derbe-zu/a-18362342

[10] Clemens Leonhard a.a.O   s.o. Anm. 6

[11] Einen entsprechenden Rechtfertigungsbrief von Johannes Ökolampad hat der spätere Straßburger Reformator Wolfgang Capito veröffentlicht. Vgl. Johannes Oekolampad – Wikipedia, G. Matthiae in NZZ am Sonntag, 15.4.2017 https://www.kirchenclownerie.de/index.php/presse/147-2017-nzz-osterlachen und Osterlachen – Wikiwand

[16] Vor Frauen könnte man den Witz ja abwandeln:

„Wissen Sie, warum von Petrus und anderen Jüngern Folgendes erzählt wird: Sie hören am Ostermorgen von Frauen, dass Jesus auferstanden ist. Daraufhin inspizieren sie Jesu Grab. Finden es leer und gehen dann unverrichteter Dinge heim. Denn Männer weichen oft wahren Worten aus und lassen sich schwer auf Neues ein!“

[19] Vgl.Offb 21, 1ff

[20] So die Überschrift im Kommentar zu den Korintherbriefen von Friedrich Lang, NTD 7, 1986 S. 238 ff

[21] So die ursprüngliche Übersetzung von Martin Luther gemäß einigen Handschriften der Septuaginta. Bessere Übersetzung: „Tod, wo ist dein Stachel? Tod, wo ist dein Sieg?“

[22] W. Schrage in EKK VII/4, Der erste Brief an die Korinther, S. 380f.

[23] Ich erspare mir hier detaillierte Ausführungen über die“ Machtausübung“ des Todes mittels der Sünde, die in V. 55 im Satz „Der Stachel des Todes ist die Sünde“ enthalten ist. Dazu müsste man die gesamte Soteriologie (Lehre von der Rettung des Menschen durch Jesus Christus) des Paulus ausführen. Nur ein paar kurze Bemerkungen, die versuchen, den Zusammenhang zwischen Sünde und Tod deutlich zu machen. Sünde ist in biblischer Sicht kein moralisches Defizit oder Vergehen. Sünde ist der Versuch des Menschen, „wie Gott sein zu wollen“. Also: Sein eigener Herrgott sein zu wollen, selbst Schöpfer sein zu wollen und seine eigene Geschöpflichkeit und Endlichkeit nicht zu akzeptieren. Sünde will und traut sich alles zu, auch den Tod zu vermeiden. So flüstert die Schlange in der sog. Sündenfallgeschichte in Gen 3. Adam und Eva ein: „Ihr werdet keinesfalls des Todes sterben!“. Die Sünde spricht dem Menschen Alleskönnermentalität zu und setzt ihn unter Selbstoptimierungszwang. Als Resultat und am Ende von beidem steht jedoch nicht das gewünschte und erhoffte gute und optimierte Leben, sondern wartet der Tod in seinen vielfältigen Variationen (körperlich, seelisch und sozial). Diese Art von „Stachel“ nutzt der Tod für seine ureigenen Absichten, nämlich Leben zu vernichten und zu töten. Durch den Tod Jesu wird der Mensch von der Sünde befreit, sie wird ihm vergeben, er muss sich nicht selbst beweisen, sondern darf sich um Jesu willen einem liebenden und barmherzigen Gott anvertrauen bei dem er auch nach seinem leiblichen Tod geborgen und gut aufgehoben ist.

[24] Bei „Tod“ In Takt152, Takt 155 + 156 Viertelpause, schon etwas länger in Takt 178-182 fünf Viertelpause, bei „Hölle“ Takt 184-187 drei Viertel Pause

[25] Takt 193 und Takt 195 und Takt 200. Auch auf den länger und ins fortissimo gesteigerten Ruf „Wo?“ folgt keine Antwort bzw. das „volle Orchester“ tritt zurück und weicht für die Fuge leichten Violin- Klarinetten- und Oboenklängen.

[26] So ja auch im Titel dieser Bizeps&Bibel-Reihe